Der flächenmäßig größte Staat Südamerikas ist zugleich der größte Kaffeeproduzent der Welt. Diesen Status hat Brasilien seit mehr als 150 Jahren inne und wird zugleich für seine Vielfalt geschätzt, wenngleich insbesondere die Arabica-Bohnen hervorstechen.
Kaffee aus Brasilien
Die Voraussetzungen Brasiliens sind optimal, wodurch sich das südamerikanische Land über viele Jahrzehnte unangefochten an der Spitze als größter Kaffeeproduzent der Welt festgesetzt hat. Der Abstand auf die nachfolgenden Nationen ist enorm. Vietnam als Zweitplatzierter bringt es lediglich auf 40 Prozent des brasilianischen Produktionsvolumens. Große Anbaugebiete sind in 17 der 26 brasilianischen Staaten vorhanden.
Die Staaten Paranà, Sao Paulo, Minas Gerais und Espirito Santo gelten als die wichtigsten Regionen und liegen allesamt im Südosten. Hier ist die Landschaft vornehmlich durch Hochland, Berge und hügelige Gegenden gekennzeichnet. Das Klima zeigt sich von einer eher gemäßigten Seite. Der Norden des Landes ist flacher und tropischer. Aufgrund der sehr unterschiedlichen Bedingungen entsteht die geschmackliche Vielfalt. Deutschland ist einer der Hauptabnehmer brasilianischen Kaffees, aber auch die USA, Frankreich, Italien, Japan, Spanien und Slowenien sind als wichtige Zielmärkte zu nennen.
Die Kaffee-Geschichte Brasiliens
Kaffee gehört schon immer zu Brasilien? Weit gefehlt. Dem portugiesischen Unteroffizier Francisco de Melo Palheta ist es zu verdanken, dass die Pflanze überhaupt den Weg in das Land am Zuckerhut fand. Dabei verhielt er sich im Jahr 1727 nicht ganz gesetzestreu. Zu dieser Zeit generierte Frankreich seine Einnahmen zu einem nicht unwesentlichen Teil über den Kaffeeverkauf in Europa. Die Pflanzen wurden in den Kolonien auf einen Auftrag des Königs hin exklusiv angebaut. Wer Kaffee oder nur den Samen schmuggelte, hatte die Todesstrafe zu befürchten.Palheta erhielt den Auftrag, nach Haiti zu reisen, um von dort die Samen nach Brasilien zu bringen. Der Versuch, den Gouverneur von Französisch-Guinea darum zu beten, ihm ein paar der Pflanzen mit auf den Weg zu geben, scheiterte. Allerdings resignierte der Unteroffizier nicht sofort. Stattdessen schien die Comtess d'Orviliers, die Gattin des Gouverneurs, ein Auge auf ihn geworfen zu haben. Um ihre Zuneigung für ihn zum Ausdruck zu bringen, ließ sie ihm einen Strauß Rosen zukommen. Bei genauerem Hinsehen stellte der Beschenkte fest, dass sich zwischen den Blumen versteckt, auch ein paar Kaffeesamen befanden. Das ist die Überlieferung, die sich über die Jahrhunderte gehalten hat, auch wenn ihr Wahrheitsgehalt nicht mehr überprüfbar ist.
Was sich aber nicht anzweifeln lässt: Die klimatischen Bedingungen begünstigten, dass sich die Pflanze ausbreitete. Schon bald, nachdem sie importiert wurde, entwickelte sie sich zu einem wichtigen Wirtschaftszweig. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts bekam Brasilien die Chance, auf dem internationalen Markt an Bedeutung zu erlangen. Bis dahin war Haiti der größte Anbieter. Weil die Insel sich jedoch im Unabhängigkeitskrieg gegen Frankreich befand, geriet die Produktion ins Stocken. Diese Möglichkeit nutzten die Südamerikaner für sich. In der Folge nahm die Anzahl der Plantagen zu und die Exporte wuchsen, sodass das Land die bis heute bestehende Führungsrolle einnimmt.
Kaffeeanbau in Brasilien
Verglichen mit der Zeit vor etwa 50 Jahren hat sich die Anbaufläche für Kaffee nahezu halbiert. Das mag an dieser Stelle etwas verwundern, da Brasilien schließlich der Weltmarktführer ist. Zurückführen lässt sich dieser Umstand schlichtweg darauf, weil die Produktivität merklich gesteigert wurde. Sie nahm dabei um mehr als das 1,5-Fache zu. Anders als beispielsweise in vielen afrikanischen Ländern kommen vorrangig Maschinen bei der Ernte zum Einsatz. Etwa 287.000 Farmen bauen Kaffee an, wobei sie über Flächen verfügen, die von nur einem Hektar bis zu 25.000 Hektar reichen. Der Großteil mit 80 Prozent sind Arabica-Bohnen. Die übrigen 20 Prozent entfallen auf Robusta-Bohnen. Wohl kein anderes Land bietet so eine Kaffeevielfalt wie Brasilien. Da sich die Fläche über mehrere Klimazonen erstreckt und es verschiedene Bodenarten gibt, ergibt sich das facettenreiche Angebot an Bohnen.
Von der Ernte bis zum Verkauf – die Reise der brasilianischen Kaffeebohne
Die Hauptblüte der Kaffeepflanzen ist in den Monaten August und September zu beobachten, während die Nachblüte noch bis November andauern kann. Geerntet wird von Mai bis November. Das erfolgt in Brasilien stärker als in vielen anderen Ländern mit der Hilfe von maschinellem Einsatz. Die Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die Anbauflächen eben sind. Daher spielt auch die manuelle Ernte, gerade auf kleineren Farmen, eine wichtige Rolle. Schließlich ist ein Gerät dieser Art eine Anschaffung, die mit einem hohen Investitionsaufwand in Verbindung steht.
Nach Abnahme der Früchte werden sie nach Reifegrad sortiert, da dieser jeweils einheitlich sein muss. Diese Aufgabe übernehmen teilweise Maschinen, welche die Kirschen nach Gewicht und Dichte unterscheiden. Abhängig von der Aufbereitung des Kaffees werden die Früchte entweder unmittelbar nach der Ernte in der prallen Sonne getrocknet oder nach der Verarbeitung. Bei zweitgenannter Option ist auch von „pulped natural“ die Rede. Für das Trocknen dienen sogenannte „Drying Patios“, das sind betonierte Flächen, auf denen die Bohnen etwa drei Tage ausliegen. Im Nachgang können sie in Trocknungsmaschinen gegeben werden, die sie auf die nötige Restfeuchte bringen. Rund die Hälfte des Kaffees verbleibt im Landesinneren für den eigenen Markt. Die übrige Menge geht von den Häfen in Rio de Janeiro, Santos, Vitoria, Salvador und Paranagua in den Export.
Die brasilianische Kaffee-Kultur
Der Cafezinho ist fest in die brasilianische Kultur verwurzelt und bedeutet „kleiner Kaffee“. Wer dazu eingeladen wird, sollte sich ruhig etwas Zeit nehmen, denn ansonsten fühlt sich der Gastgeber beleidigt und fasst das Verhalten als unhöflich auf. Die „Hora de cafezinho“ ist die Stunde des kleinen Kaffees und gehört zum Tagesablauf dazu, doch es gibt keine feste Zeit, zu der sie abgehalten wird. Es ergeben sich viele Gelegenheiten, den schwarzen Muntermacher zu trinken. Bei Besuchen im privaten Kreis ist es ohnehin obligatorisch. Nach dem Essen im Restaurant oder bei einem Meeting im Büro bietet sich ebenso die Möglichkeit an, das extrem süße sowie sehr starke Getränk zu genießen. Auf den ersten Blick erinnert der Cafezinho wohl an einen Espresso, denn er wird ebenfalls in kleinen Tassen serviert und brühheiß in einem Zug getrunken.
Besondere Kaffee-Sorten aus Brasilien
Die Arabica-Bohne ist die wichtigste in Brasilien, denn sie macht etwa 80 Prozent der produzierten Gesamtmenge aus. Eine allgemeingültige Beschreibung für Aromen und typische Eigenschaften zu finden, fällt grundsätzlich schwer. Die verschiedenen geografischen Bedingungen, die von Regenwäldern im Amazonas-Flachland über Steppen und Gebirgswälder bis hin zu strandnahen Gebieten reichen, sorgen für eine große Vielfalt. So ist es nicht selten, dass Bohnen der gleichen Kategorie je nach Herkunftsgebiet einen ganz anderen Geschmack aufweisen. Seit einigen Jahren erfreut sich eine neu entdeckte Bourbon-Variation wachsender Beliebtheit. Sie wird im Südosten des Landes angebaut und bringt ein dezentes Vanille-Aroma sowie eine fein-milde Würze mit. Die an der Ostküste angebauten Bohnen kennzeichnet unterdessen eine leichte Note, die an Meerwasser zu erinnern vermag. Gerade im osteuropäischen Raum ist diese Sorte recht gefragt.
Die beliebtesten Kaffee-Regionen aus Brasilien und der Kaffee-Charakter im Überblick
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Paraná: mild-süßlich, nussig, geringer Säuregehalt, ausgewogen und vollmundig
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Minas Gerais: mild-süßlich, nussig, geringer Säuregehalt, ausgewogen und vollmundig
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Sao Paolo: mild-süßlich, nussig, geringer Säuregehalt, ausgewogen und vollmundig
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Espirito Santo: mild-süßlich, nussig, geringer Säuregehalt, ausgewogen und vollmundig
Zahlen und Fakten zu Kaffee aus Brasilien
Jede vierte Kaffeepflanze der Welt steht auf brasilianischem Boden. Etwa 60 Prozent der geernteten Bohnen werden in andere Länder exportiert. Das führt dazu, dass knapp 30 Prozent der Kaffeebohnen aus dem flächenmäßig größten Staat Südamerikas stammen. Um genau zu sein, ist es mehr als eine Millionen Tonnen jedes Jahr. Von den 190 Millionen Brasilianern sind beinahe fünf Millionen im Kaffeesektor beschäftigt. In 17 der 26 Staaten des Landes werden Coffea-Pflanzen angebaut. Der größte Anteil entfällt mit insgesamt 98 Prozent auf die vier Staaten Sao Paulo, Espirito San, Minas Gerais und Paraná. Letzterer trägt das größte Volumen des Ertrags.
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Unser Dank für die Bereitstellung der Fotos geht an: