Die Geschichte des Kaffeeanbaus begann mit Arabica - heute steht Robusta im Mittelpunkt. Alle wichtigen Informationen rund um die Bohnen aus dem südostasiatischen Land findest du in diesem Blogpost!
Die Geschichte des Kaffeeanbaus in Vietnam
In manch einem Land mag es sich nicht mehr ganz exakt beziffern lassen, wann der Kaffee erstmals kultiviert wurde. Ganz anders sieht es jedoch in Vietnam aus. 1857 brachten die Franzosen als einstige Kolonialmacht das schwarze Gold her. Damit begann gleich der gezielte Anbau, um wirtschaftlichen Gewinn erzielen zu können. Der persönliche Genuss war unterdessen nicht die primäre Absicht. Gleich zu Beginn darf von einer Erfolgsgeschichte gesprochen werden, die Anfang des 20. Jahrhunderts ihren ersten großen Boom erreichte. Zu dieser Zeit gab es bereits größere Plantagen.
Einen Dämpfer erlitt die Entwicklung im Rahmen des Vietnamkriegs, welcher 1955 begann und bis 1975 andauerte. Dieses einschneidende historische Ereignis sorgte für einen erheblichen Rückgang. Einerseits wurde die Bevölkerung reduziert. Auf der anderen Seite schränkten staatliche Regelungen Privatunternehmen ein. Erst 1986 erhielten private Firmen wieder eine Zulassung.
Nach dem Krieg war Vietnam jedoch zunächst wirtschaftlich am Boden. Gerade der Kaffee galt als große Hoffnung. Zu diesem Zweck förderten die Regierung sowie die Weltbank den Anbau. Das führte in der Konsequenz dazu, dass dieser Wirtschaftszweig wieder an Stärke gewann. Eine nicht unwesentliche Rolle spielte hierbei auch die ehemalige DDR, die zu einem wichtigen Abnehmer avancierte. Heute ist Vietnam einer der wichtigsten Kaffeeproduzenten der Welt und liegt auf dem zweiten Platz hinter Brasilien.
Kaffeekultur in Vietnam
In Vietnam wird Kaffee in ganz anderen Varianten genossen wie wir sie in unseren Gefilden kennen. Diese Kreationen mögen zwar ungewöhnlich klingen, aber sie gelten allesamt als äußerst schmackhaft. Wenngleich die meisten vorrangig eher Tee mit asiatischen Ländern verbinden dürften, hat auch das schwarze Getränk eine wichtige Bedeutung. Immerhin prägte es die Geschichte und bildet heute einen der wichtigsten Wirtschaftszweige. Cafés gibt es in reichlicher Zahl – mal größer, mal kleiner. Einerseits sind gemütliche Lokale zu finden und auf der anderen Seite große Ketten mit klimatisierten Räumen, die Namen wie Trung Ngyuen oder Highlands Coffee tragen.
Eine sehr typisch vietnamesische Spezialität ist kalter Kaffee mit Kondensmilch. Angesichts der tropischen Temperaturen lässt sich hier zweifelsohne von einer Erfrischung sprechen, zumal sie in aller Regel mit Eiswürfeln versehen wird. In der Landessprache ist diese Kreation als Milchkaffee (ca phe sua) oder brauner Kaffee (ca phe nau) benannt.
Demgegenüber gibt es auch dunklen Kaffee, der ebenfalls kalt oder aber warm getrunken wird. Ausgesprochen beliebt ist hierbei „dunkler Eiskaffee ohne Zucker“ (den da khong duong). Besonders interessant gestaltet sich der Zubereitungsprozess. Die Bohnen werden zunächst in einen Filter – den sogenannten Phin – gegeben. Dieser befindet sich oben auf der Tasse. Anschließend kommt ein dünner Deckel zum Beschweren auf die Bohnen. Der nächste Schritt sieht vor, heißes Wasser in den Filter zu schütten. Allmählich tropft dieses dann in die Kaffeetasse – ein dunkles, recht kräftiges Getränk entsteht dadurch.
Eierkaffee (ca phe trung) genießen die Vietnamesen ebenfalls sehr gern. Eigelb und Kondensmilch werden dafür zu einem üppigen Schaum geschlagen, um den Kaffee zu verfeinern. Entstanden ist die Köstlichkeit in den 1940er-Jahren. Zur damaligen Zeit galt Milch als rar und das Gelbe vom Ei diente als adäquater Ersatz. Im Übrigen lässt sich der Eierkaffee als eine vietnamesische Variante des Tiramisus verstehen.
Wen die Kombination mit Ei etwas verwundert, der wird auch über die nächste Variante erstaunt sein: Der sogenannte Joghurtkaffee (sua chua ca phe) ist genau das, wonach es klingt: Zu einem Glas Joghurt gesellt sich ein Schuss Kaffee hinzu. Diese cremige Spezialität kennt eine Reihe an Kreationen wie beispielsweise mit der Ergänzung durch frische Mango oder fermentierten Reis. Der Joghurt ist neben Kaffee ein weiteres Produkt, das die französischen Kolonialherren einst ins Land brachten.
Kaffee aus Vietnam: Robusta im Fokus
Der Schwerpunkt der vietnamesischen Kaffeeproduktion ist ganz klar auf Robusta gerichtet. Rund 90 Prozent gehen auf diese Bohnen zurück. Der Export erfolgt in mehr als 60 Länder, während im Landesinneren nur etwa fünf Prozent verbleiben. Zur Produktion tragen zu 95 Prozent kleine Farmen bei. Lediglich eine geringe Menge stammt von staatlichen Kaffeeplantagen. Vietnam gilt aber auch als eine der Nationen, welche die ziemlich seltenen Excelsa Bohnen anbaut. Nicht unerwähnt soll bleiben, dass Catimor Kaffee leicht an Bedeutung gewinnt, wobei es sich um einen Arabica Hybrid handelt.
Die Qualität des Kaffees aus Vietnam zeigt sich teilweise recht unterschiedlich. Seit einiger Zeit entwickelt sich eine Offensive für besonders hochwertige Bohnen. Kleinere Bauern setzen verstärkt auf Arabica in den Variationen Bourbon, Moka oder Typica. Hier herrscht eine kontrollierte Kultivierung. Auf der anderen Seite sind die Robusta Bohnen unter Umständen nicht immer von bester Qualität gekennzeichnet. Bekanntermaßen gilt diese Sorte als schädlingsresistent und sehr widerstandsfähig, sodass ihr selbst ungünstige Bedingungen nur wenig anhaben. Manch ein Kaffeebauer weiß dabei womöglich nicht genau, was er tut. Mitunter gibt es vietnamesische Röster, die dem Kaffee künstliche Geschmacksstoffe, Sojabohnen, Färbemittel oder Kohle beimischen – der Qualität ist dieses Vorgehen wenig zuträglich.
Wer hochwertigen Kaffee aus Vietnam kaufen möchte, darf sich auf hervorragende Noten mit nussigem oder schokoladigem Geschmack freuen.
Kaffeeanbau in Vietnam – viele kleine Plantagen ergeben das große Ganze
Große Plantagen sind in Vietnam in der Unterzahl. Ihr Anteil beträgt etwa fünf Prozent. Sie sind 500 Hektar oder größer und befinden sich allesamt in staatlicher Hand. Die restlichen 95 Prozent steuern kleine Kaffeebauern bei. Zu den bekanntesten der großen Plantagen und Kaffeebereitern gehören insbesondere drei Vertreter.
Highlands Coffee ist die erste Kaffeefirma des Landes, die ein Ausländer gegründet hat. Es war der US-Amerikaner David Thai mit vietnamesischen Wurzeln. Er entwickelte dieses Unternehmen nach dem Vorbild von Starbucks. Mittlerweile ist Highlands Coffee zu einer der populärsten Coffeeshop-Ketten im Land avanciert.
Trung Nguyen lautet der Name einer der populärsten vietnamesischen Kaffeemarken. Sie gilt als einer der wichtigsten Exporteure des Landes. Gleichzeitig beteiligt sich das Unternehmen an der Produktion des als Katzenkaffee bekannten Kopi Luwak, der zu den teuersten weltweit gehört. Hinter Vinacafe steckt unterdessen ein staatlich geleiteter Kaffeeverband, der mehr als die Hälfte des heimischen Marktes bestimmt. Vinacafe entstand nach dem Ende des Vietnamkriegs, nachdem die Coronel Coffee Plantage konfisziert wurde. Vorrangig konzentrierte sich der Hersteller auf Instant-Kaffee, der in die Sowjetunion und andere Staaten des Ostblocks geliefert wurde.
Die Bedingungen in Vietnam sind generell ideal für den Kaffeeanbau. Das Hochland befindet sich rund 600 Meter über dem Meeresspiegel und zeichnet sich durch mildere Temperaturen aus als in den übrigen Regionen. Hier ist es eher kühl und feucht. Wegen dieser Voraussetzungen stammen rund 80 Prozent des Kaffeeanbaus aus diesem Gebiet. Das Hochland schließt die Provinzen, Buon me Thuot, Lam Duong, Dak Lat, Kontum sowie Gia Lai ein. Knapp eine Million Tonnen Kaffee produziert Vietnam jedes Jahr und somit gehören die Bohnen nach Reis zu den wichtigsten landwirtschaftlichen Produkten.
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