Kaffee aus Äthiopien
Die Heimat der Arabica-Bohne oder auch die Ur-Heimat des Kaffees: Äthiopien trägt einige Beinamen und ist weltweit für seinen Kaffee anerkannt. Dabei stammt die Pflanze für die Arabica-Bohnen ganz ursprünglich aus dem Südsudan. Zur internationalen Berühmtheit schaffte sie es dennoch erst von Äthiopien aus. Historischen Angaben zufolge wurden schon im 17. Jahrhundert erstmals Bohnen exportiert. Etwa 90 Prozent des Arabica-Anbaus gehen auf kleinere Plantagen zurück. Die restlichen 10 Prozent tragen staatliche Betriebe. Die wichtigsten Abnehmer des äthiopischen Kaffees sind Japan, Deutschland, Saudi-Arabien, die USA, Italien und Frankreich.Von März bis Juni dauert die Hauptblüte der Pflanzen an, wobei insbesondere in den Monaten von Oktober bis April geerntet wird. Die Nachlese erstreckt sich von August bis Dezember. Von den beiden Häfen Assab und Djibouti werden die Bohnen ganzjährig verschifft. Äthiopien ist mit Lesotho das höchstgelegene Land des afrikanischen Kontinents. Das bedeutet ideale Voraussetzungen für den Anbau von Hochlandkaffee. Er wächst hier in Lagen zwischen 1.500 und 2.100 Metern. Trotz des hohen Exportvolumens gibt es nach wie vor Regionen, wo der Kaffee wild in den Bergen gedeiht. Generell sind die Pflanzen im „Dach Afrikas“ – so eine weitere Metapher für das Land – wenig anfällig für Schädlinge, da es sich zumeist um Mischkulturen handelt.
Die Kaffee-Geschichte Äthiopiens
Wie eng die Geschichte des Kaffees mit der Äthiopiens verwoben ist, zeigt allein der Ursprung des Wortes. Kaffee leitet sich von „Kaffa“ ab und diesen Namen trägt eine Provinz des Landes, in der die Arabica-Bäume in hoher Anzahl anzutreffen sind. Eine allgemeingültige Überlieferung zur Geburtsstunde des Kaffees gibt es nicht, da schriftliche Dokumente fehlen. Dafür existieren insbesondere zwei Mythen, die seit Generationen weitergereicht werden und sich etabliert haben.
Kaffeezeremonie in Äthiopien ("Coffee Ceremony, Mekele" by Rod Waddington is licensed under CC BY-SA 2.0)
Eine Erzählung geht von einem jungen Ziegenhirten aus. Er beobachtete, wie seine Tiere an den Blüten und Früchten des Kaffeebaums fraßen. Dadurch in seiner Neugier geweckt, probierte er selbst davon. Aus Enttäuschung über den Geschmack spuckte er die Frucht ins Feuer, wodurch sich das Aroma eines frisch gerösteten Kaffees entfalten konnte.
Die andere Version beschreibt die Mönche als Entdecker. Allerdings wurden sie zunächst von Hirten darauf aufmerksam gemacht, da sie – wie in der ersten Legende – ihre Tiere beim Naschen an den Pflanzen bemerkten. Die Geistlichen kosteten schließlich selbst und registrierten, wie ihre Müdigkeit verschwand. Fortan nutzten sie die Bohnen, um in der Nacht wacher für ihre Gebete zu sein.
Im Laufe der Jahrhunderte entwickelten sich der Kaffeeanbau und der damit verbundene Export zu einem entscheidenden Wirtschaftsfaktor. Der Kaffee Äthiopiens erfreute sich internationaler Beliebtheit und wurde als einer der besten auf dem Globus geschätzt. Dieser Status quo fand 1974 ein vorübergehendes Ende. Im Zuge der Revolution folgte eine 17 Jahre andauernde kommunistische Herrschaft. Das brutale Regime brachte nahezu den kompletten Anbau zum Erliegen. Als Äthiopien in den 1990er-Jahren schließlich die Industrialisierung erlebte, begann auch der Wirtschaftszweig des Kaffeeanbaus zu florieren. Seitdem gehört er abermals zu einer der wichtigsten Triebfedern des Landes.
Kaffeeanbau in Äthiopien
Auf dem afrikanischen Kontinent und damit einschließlich in Äthiopien, existieren drei verschiedene Produktionsmethoden. Eine davon ist der Plantagenkaffee, der auf groß angelegten Farmen wächst. Hier wird insbesondere auf robuste Sorten gesetzt. Zur Kultivierung der Pflanzen gehören die üblichen Verfahren in Form von Düngen, Mulchen und dem Beschnitt.
Das praktische Gegenteil ist der Waldkaffee, der wild wächst. Die bevorzugten Regionen befinden sich im südwestlichen Teil des Landes. Dort liegen dank der natürlichen Beschattung durch andere Pflanzen günstige Bedingungen vor, was den Wuchs begünstigt. Hier finden sich jedoch nicht selten verschiedene Sorten auf der gleichen Fläche wieder. Durch den Wildwuchs bleibt der Ertrag eher überschaubar und reicht erwartungsgemäß nicht an den des Plantagenkaffees heran.
Die dritte Methode zum Kaffeeanbau ist der sogenannte Gartenkaffee. Auch hier ist von wildwachsenden Pflanzen zu sprechen, die sich allerdings nicht in Waldregionen, sondern unweit von Dörfern finden lassen. Einerseits fällt die natürliche Beschattung geringer aus, doch dafür erfahren die Kaffeepflanzen eine intensivere Bewirtschaftung.
Von der Ernte bis zum Verkauf – die Reise der äthiopischen Kaffeebohne
Reif ist die Kaffeekirsche, wenn sie die typisch rote Farbe annimmt. Innerhalb von zwei Tagen werden die Früchte dann abgenommen. Das geschieht nahezu ausschließlich von Hand. Der nächste Schritt sieht das sogenannte Entpulpen vor. Hier gibt es zwei Möglichkeiten. In einem ländlichen Betrieb erfolgt der Vorgang ebenfalls manuell. Die Alternative dazu ist die Kaffeewäscherei, die von städtischen Betrieben bevorzugt wird. Gewaschener Kaffee wird grundsätzlich zu einem höheren Preis verkauft.
Auf das Entpulpen folgt das Trocknen der Beeren, wofür etwa eine Woche einzukalkulieren ist.
Trocknen der Kaffeebohnen ("Coffee Beans Drying" by David Stanley is licensed under CC BY-SA 2.0)
Erst jetzt lassen sich die schlechten Bohnen aussortieren. Abschließend steht das Abfüllen in Säcke auf dem Plan. In aller Regel werden diese mit dem Lkw weitertransportiert und zu Auktionen in der Hauptstadt Addis Abeba oder nach Dire Dawa ausgeliefert. Hier geht die Ware an das jeweils höchstbietende Exportunternehmen. Voraussetzung für ihre Teilnahme ist, dass sie über eine Ausfuhrlizenz verfügen. Versteigerungen dieser Art stehen unter staatlicher Aufsicht, die Auktionsleitung übernimmt ein Regierungsvertreter.
Die äthiopische Kaffee-Kultur
In der äthiopischen Kultur nimmt der Kaffee eine wichtige Rolle ein. Viel über die Bedeutung sagt die indigene Redewendung „buna dabo naw“ aus. Das heißt übersetzt „Kaffee ist unser Brot“. Und so ist auch die Kaffeezeremonie ein Ritual, das fest in den Traditionen verwurzelt ist. Familie und Freunde kommen dafür in entspannter Atmosphäre zusammen. Die älteste Frau des gastgebenden Hauses führt die Zeremonie durch.
Traditionelle Kaffeeröstung in Äthiopien ("Coffee Bean Roasting, Ethiopia" by Rod Waddington is licensed under CC BY-SA 2.0)
Dazu gehört, dass die rohen Kaffeebohnen zunächst in einer Pfanne geröstet und gemahlen werden. Anschließend folgt das Mischen mit heißem Wasser in der Jebena, einer Brühkanne. Danach serviert die Gastgeberin das Heißgetränk in kleinen Tassen und gießt regelmäßig heißes Wasser nach. Dabei wird der Kaffee zwei weitere Male gebraut. Diese Zeremonie dauert für gewöhnlich etwa eine Stunde. Sie ist nicht nur Ausdruck von Gastfreundschaft, sondern wird auch anlässlich wichtiger Ereignisse wie einer Hochzeitsfeier oder einer Geburt zelebriert. Überhaupt gilt Kaffee in diesem afrikanischen Land nicht nur als Getränk, sondern auch als ein Element, das bestehende Beziehungen aufrechterhält und als Symbol des gegenseitigen Respekts. Gerade in dörflichen Regionen treffen sich Familien teilweise bis zu drei Mal täglich zu einer solchen Zeremonie.
Das schwarze Gold wird in Tassen gefüllt ("Coffee Ceremony, Ethiopia" by Rod Waddington is licensed under CC BY-SA 2.0)
Besondere Kaffee-Sorten aus Äthiopien
Wenn ein Land schon das Attribut als Urheimat des Kaffees innehat, dann erklärt es sich im Grunde von selbst, dass die Qualität dieses Exportprodukts besonders hoch ist. Der Geschmack der Bohnen gilt als einzigartig und unverkennbar. In den Anbaugebieten Sidamo, Gimbi, Harrar und Limu werden die geernteten Früchte zum Teil auch in feuchtem Zustand verschifft – das handhaben andere Länder Afrikas ebenfalls auf diese Weise.
Besonders stechen der Harrar- und der Yirgacheffe-Kaffee hervor. Harrar-Früchte werden entweder durch die Sonneneinstrahlung getrocknet oder sie verbleiben bis zum Verdorren an den Sträuchern. Diese Sorte hat durch ihr fruchtig-süßes Aroma einen ganz eigenen Charakter. Yirgacheffe wird als „Königskaffee“ bezeichnet. Ein klassisches Merkmal ist das harmonische Säureverhältnis, das Aroma bewegt sich zwischen blumig und einer Zitrus-Note.
Die beliebtesten Kaffee-Regionen aus Äthiopien und der Kaffee-Charakter im Überblick
- Sidamo: ebenfalls blumig und würzig, allgemein etwas kräftiger und süßer als beispielsweise Yirgacheffe
- Yirgacheffe: blumig, würzig, extravagant, teils ist das Aroma von Kokosnuss oder Zitrone zu erahnen und etwas weniger kräftig als Sidamo
- Limu: geringer Säuregehalt, süßlich, fruchtig, schokoladig
- Harrar: fruchtig, ausbalancierte Säure, Mokka-Aroma
Da Äthiopien über insgesamt 20 verschiedene Gebiete verfügt, in denen Bohnen kultiviert werden, sprengt es wohl den Rahmen, auf alle im Detail einzugehen. Einer Erwähnung bedarf aber unbedingt noch Harrar. Die muslimische Provinz ist östlich der Hauptstadt Addis Abeba zu finden. Die besten Früchte trocknen hier in der Sonne, wobei es auch nicht unüblich ist, sie direkt am Baum trocknen zu lassen.
Zahlen und Fakten zu Kaffee aus Äthiopien
Der Kaffeesektor ist ein wichtiger Wirtschaftszweig des Landes. Das beweist allein die Tatsache, dass rund 15 Millionen Menschen in diesem Bereich tätig sind. Somit bestreitet ein Sechstel der Bevölkerung Äthiopiens seinen Unterhalt mit dem „schwarzen Gold“. Außerdem beträgt der Anteil am globalen Kaffeemarkt drei Prozent, was dem afrikanischen Land eine Platzierung unter den Top 5 der größten Kaffeeproduzenten der Welt beschert. Obwohl mehr als 60 Prozent der nationalen Einnahmen aus dem Kaffee-Export stammen, bleibt etwa die Hälfte der geernteten Bohnen im Landesinneren.
Insgesamt gibt es in Äthiopien 20 Anbauregionen, von denen die angesprochenen Harrar, Sidamo, Limu und Yirgacheffe die wichtigsten sind. Feuchte Regenwaldgebiete machen den überwiegenden Anteil des Anbaus aus. Hier wachsen die Pflanzen auf einer Höhe von 650 bis zu 2.600 Metern über dem Meeresspiegel.
Ihr möchtet mehr über Kaffee erfahren? Seht euch auch unsere anderen Blogbeiträge an und schreibt uns bei neuen Ideen.
Leckeren Kaffee online kaufen? Seht euch in unserem Shop um. Zusammen mit unseren Rösterinnen und Röstern der Werkstätten für Menschen mit Behinderung kreieren wir handwerkliche Espressi und Kaffees. Handselektion und langsame Trommelröstung führen zu bestem Geschmack und noch dazu wird mit jedem Verkauf die Inklusion von Menschen mit Behinderung unterstützt.
Viele Grüße
Euer Team von Barista Royal
Unser Dank für die Bereitstellung der Fotos geht an: